31.07.2023
Supply Chain: CO2-Verbrauch transparent gemacht
Gerolstein, 31. Juli 2023. Die Industrie kann die Klimaschutzziele nur erreichen, wenn entlang der gesamten Wertschöpfungskette Möglichkeiten ausgelotet werden, Emissionen zu reduzieren. Die Frage dabei lautet, wie sich das umsetzen lässt, ohne die Wirtschaftlichkeit aus dem Blick zu verlieren. Im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsprojekts „Climate Solution for Industries“ (CS4I) hat das Fraunhofer IPA gemeinsam mit den Partnern Intense AG, objective partner AG, Digital Renewables und SAP SE untersucht, wie sich Veränderungen in der Supply Chain auf das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen auswirken. Als Partner für die Ausgestaltung des digitalen Nachbaus der Supply Chain (des sogenannten digitalen Zwillings) wurden Gerolsteiner und die Döhler GmbH ins Boot geholt.
Digitale Werkzeuge im Dienst der Nachhaltigkeit
Gerolsteiner verfolgt ein ganzheitliches Klimaschutzkonzept – von der Abfüllung über Verpackung und Transport bis zur Rückführung der Mehrwegflaschen. Das Unternehmen bekennt sich bei der Reduktion der klimarelevanten Emissionen zum 1,5-Grad-Ziel der internationalen Klimaschutzpolitik und arbeitet gemeinsam mit seinen Lieferanten und Logistik-Partnern an einer nachhaltigen Gestaltung der gesamten Lieferkette. Neue Chancen, die die Digitalisierung für ein nachhaltiges Wirtschaften eröffnet, nutzt Gerolsteiner bereits, zum Beispiel sorgt seit 2018 ein digitales Quellmanagement für einen noch schonenderen Umgang mit den Ressourcen und noch mehr Transparenz über die Wassernutzung. „Das Projekt CS4I ist ein weiteres Beispiel, dass digitale Werkzeuge einen entscheidenden Beitrag dazu leisten können, Nachhaltigkeitsziele zu erreichen“, ist Werner Schwarz, Chief Digital Officer beim Gerolsteiner Brunnen, überzeugt und führt weiter aus: „Für uns war es ein Glücksfall, an diesem Projekt mitwirken zu können. Wir konnten wertvolle Informationen über die praktische Ausgestaltung einer typischen Supply Chain einbringen, auch mit einem starken Bezug zur Kreislaufwirtschaft, da in der Getränkeindustrie nicht nur in den Markt hineinverkauft wird, sondern Leergut auch wieder zum Hersteller zurückkommt.“ Bereitgestellt wurden sowohl Daten über die Struktur der internen und externen Prozesse als auch Liefer- und Produktionsdaten. Die einzelnen Teilbereiche werden gekapselt und modular verbunden: „Wir haben also keinen Einblick in die komplexen Prozesse der anderen Projektteilnehmer, können aber trotzdem Ergebnisse aus deren Teilmodul so in das Gesamtsystem übernehmen, dass ein ganzes Bild entsteht und Szenarien und Simulationen durchgeführt werden können.“
Die Machbarkeitsstudie ergab, dass sich eine Wertschöpfungskette in einem Zwilling abbilden lässt. CS4I schafft Transparenz über die gesamte Wertschöpfungskette. Auswirkungen von klimaschonenden Handlungsoptionen können in Echtzeit ausgewertet, prognostiziert, geplant und wirtschaftlich bewertet werden. So lassen sich Maßnahmen simulieren, die den „True Footprint“ verändern können. „Es war ein Aha-Erlebnis zu sehen, dass es zwischen etablierten Prozessen der Kostenrechnung im Controlling und der neuen Aufgabe, Transparenz in die Emissionen entlang der Wertschöpfungskette zu bringen, deutliche Analogien gibt. Methoden der Prozesskostenrechnung oder Gemeinkostenverteilungsmechanismen können und müssen bei der neuen „Währung“ CO2 genauso verwendet werden“, resümiert Werner Schwarz.
Das Gerolsteiner Fazit nach dem erfolgreich durchgeführten Forschungsprojekt: „Es wäre hilfreich, auf der Basis des geschaffenen Zwillings eine Weiterentwicklung zu betreiben, die produktiv nutzbar wird und von der auch andere Branchen profitieren können.“
Weitere Informationen zum Projekt: https://www.cs4i.org